Gothic

Wenn ich von Gothic rede, dann meine ich nicht in erster Linie Leute mit schwarzen Mänteln und mehr Schminke im Gesicht als ein kürzlich Verstorbener Popstar, sondern das Erstlingswerk der deutschen Spiele-Schmiede Pyranha Bytes und eines der Top-Rollenspiele aller Zeiten.
Ich will garnicht verhehlen, dass ich auf Grund meiner Zuneigung zu diesem Spiel, nicht gerade objectiv urteile. Aber ich denke, dass ein Spiel dass mich so mitreißen kann, auch Anderen gefallen muss.


Aber nun zum Spiel:

Vorneweg: Gothic ist im Jahr 2001 erschienen und die Grafik daher nach heutigen Maßstäben unterdurchschnittlich. Wer also leicht gealterte Grafiken nicht sehen kann und das Spiel noch nicht gespielt hat, für den ist Gothic vermutlich nichts. Wer sich aber darauf einlassen mag, für den ist der erste Gothicteil mit Sicherheit ein schönes Spielerlebnis und der beste Einstieg in die bald 4 Spiele + Handygame Welt von Gothic.


Gothic ist ein Rollenspiel. Ihr Schlüpft in die Haut eines namenlosen Helden, der gerade, aufgrund irgendeines Verbrechens, in die Kollonie - ein magisches Gefängnis - geworfen wurde.
Von Anfang an ist euer Ziel der Ausbruch. Aber der scheint zu Beginn unmöglich. So macht ihr euch auf die Suche nach Verbündeten. Dabei habt ihr die Wahl euch einem von drei mehr oder weniger verfeindeten Lagern anzuschließen. Aber da ihr bald feststellen müsst, dass sich sogut wie Alle mit dem Leben in Gefangenschaft eingerichtet haben und garnicht besonders Erpicht auf Veränderungen sind, bleibt euch nichts Anderes übrig als ersteinmal den Aufträgen der Obrigkeit nachzukommen. Zum Glück ist das Schicksal schon bald auf Eurer Seite und ein wildes Abenteuer mit jeder Menge Magie und Dämonen erwartet euch.



Jetzt denkt ihr euch vielleicht: " Nettes Geschichtchen, aber das ist ja nichts besonderes oder?"
Nein, die schön erdachte Storry mit all ihren Wendungen trägt zwar sicherlich ihren Teil bei, aber das ist nicht der Hauptgrun warum Gothic etwas besonderes ist.

Gothic hat einige Aspekte die es von Anderen Rollenspielen abheben:


1. Die Athmosphäre:

Gothic hat eine ganze eigene richtig schön harte und raue Athmosphäre. Das liegt nicht an daran dass die Grafik so Stimmungsvoll wäre, sondern an den toll erdachten und gesprochenen Dialogen. Man ist in einem Gefangenenlager und umgeben von harten Kerlen. Jeder ist sich selbst der nächste und genau das wird rübergebracht. Eine tracht Prügel gehört da zu den gepflegten Umgangsformen. Zu dem wird dem Spieler häufig selbst überlassen welche Aufgaben und vorallem wie er sie erledigen möchte. Oft geht es mit Überzeugungsarbeit und hartem Auftreten voran. Manchmal auch nur mit Diebstahl oder einer Prügelei. Man kann eben einfach selbst entscheiden. Leute umzubringen wird allerdings selten gerne Gesehen. So zieht man nicht nur den Zorn der jeweiligen Fraktion auf sich, sondern verbaut sich möglicherweise auch spätere Quests. Die Wahl hat man jedoch - sofern man Stark genug ist. Die Musik trägt natürlich auch einen Großen Teil zur Athmospähre bei. In den Lagern hört man auch die Gesprächsfetzen der NPCs. Nettes Detail das aber einen mächtigen Wohlfühlbonus gibt.

2. Das Levelscaling:

In vielen Spielen ist es so. Dass die Spielwelt linear aufgebaut ist. Man kommt in immer neue Levels mit immer schwereren Gegnern. Nicht so in Gothic. Die Welt ist von vorne herein fast komplett begehbar. Die einzigen Hindernisse sind die Gegner. Denn in Gothic werden die Gegner nicht mit der Zeit stärker - wie etwa in der Elder Scrolls Reihe- hier ist ein Wolf immer so stark wie ein Wolf,ein Troll immer so mächtig wie ein Troll und ein Laufvogel immer so schwächlich wie ein Laufvogel. Man kann also von vorne herein überall hin, wo man mit den Gegnern fertig wird. Wird man stärker, kann man dadurch in neue gebiete, weil man es jetzt mit stärkeren Gegnern aufnehmen kann. So wird man nicht nur motiviert die Spielwelt auf eigene Faust zu erkunden, sondern man bekommt auch ein Gefühl für die momentane Stärke / Schwäche seines Protagonisten. So muss man am anfang noch gegen jede Ratte mit bedacht vorehen, später steht man mit mächtigem Schwert und glänzender Rüstung einem ganzen befestigten Lager ebenbürtig gegenüber.

3. Die NPCs:

In Gothic gehen alle Menschlichen NPCs ihrem eigenen Tagesrythmus nach. Schuften - Schlafen - Saufen - je nach Tageszeit sind sie anders beschäftigt. Das war als Gothic heraus kam noch einzigartig. Zudem bietet Gothic auch eine Vielzahl lustiger Ideen. So ist zum Beispiel das Sumpflager einzig und allein mit dem Anbau und verkauf von Sumpfbau (etwa so wie Marhuana) beschäftigt und viele Leute dort laufen durchegehend zugedröhnt herum. Die Entwickler haben wirklich viel Mühe und Liebe in ihre Charaktäre gesteckt und so laufen die Verschiedensten Persönlichkeiten herum. Jähzornig, Zynisch, Arogant, Dumm, Betrügerisch, Charistmatisch, Hilfsbereit, alles ist dabei. Außerdem bekommt ihr im laufe der Zeit einen Art Vertrauten oder Freundeskreis unter den NPCs, die einfach richtig coole Typen sind.

4. Die Charakterentwicklung.

Wie in anderen RPGs steigt man auch in Gothic Level auf. Allerdings gibt es hier dafür nur immer in paar mehr Lebenspunkte und Lernpunkte. Die Lernpunkte kann man bei Lehrern für soziemlich alles Eintauschen. Stärke, Geschicklichkeit, Magie, neue Zauber, neue Schwerttechniken, Schlösserknacken oder gar akrobatische Sprünge. Für mich gibt dieses System irgendwie ein Mehr an Athmosphere, weil man nicht aus dem Spiel gerissen wird und sich mit Zahlen und Tabellen auseinandersetzen muss. Außerdem ist man so nicht auf eine Klasse eingeschränkt. Ich spiele beispielsweise Gerne einen Magier mit wallender Robe der mit seinem dicken Zweihänder austeilt, wenn er kein Mana mehr hat.

Gothic hat aber auch einige Schwächen. Zunächst ist es an manchen Stellen leicht verbuggt. Kann man nichts machen ist halt so. Meistens fällt es einem erst beim 2. mal durchspielen auf.
Zu dem kann man sich in der Großen welt schnell verloren fühlen, da die Hauptstory erst in der zweiten Hälfte des Spiels richtig gezielt voranschreitet. Außerdem kann man sich durch die extreme Freiheit in Gothic auch große Vorteile verschaffen. Wenn man zum Beispiel viele Monster schon früh im Spiel erlegt und einfach mal das halbe Banditenlager verprügelt bekommt man Waffen und Fertigkeiten, die einen zunächst weit über die stärke der bald auftretenden Gegner stellt. Natürlich ist das ganze ein Fluch wie ein Segen. Wenn man sich also die Mühe macht die vielen Gegner zu beseitigen, dann wird man dafür auch belohnt. Man sehe es wie man will. Das letzte Manko ist in meinen Augen die Steuerung. Ich selbst habe mich schnell daran gewöhnt aber ich habe gehört dass einige Leute an dem ständigen Strg + Pfeiltasteoben verzweifelt sind.


Wie dem auch sei. Für mich ist und bleibt Gothic ein Meilenstein in der Geschichte der RPGs den jeder gespielt haben sollte! Also wenn ihr RPGs mögt und gerne den harten Kerl raushängen last, dann spielt dieses Spiel!
Vorallem ist Gothic inzwischen in den läden schon für 5€ oder weniger zu haben und das lohnt auf jeden jeden jeden Fall! Wenn euch das mal in die Hände fällt, haltet es fest.


Falls ihr noch mehr über Gothic lesen wollt:


World of Gothic


Gothic = Game that Rocks!!


Schöne Grüße von


Finnley

Bilder und Sceenshots von
www.worldofgothic.de